Entwaldungsverordnung EUDR ist Bürokratie ohne Mehrwert; Kein positiver Effekt für Regenwälder durch Belastung der heimischen Wirtschaft; EU Kommission scheitert an eigenem Regelwerk.

Überrascht reagiert Österreichs Holzindustrie auf die Äußerungen von Thomas Waitz MEP zur Umsetzung der EU Entwaldungsverordnung, EUDR. Thomas Waitz empfiehlt per Aussendung eine zügige Umsetzung der EUDR, da dies angeblich die heimische Holzwirtschaft stärken würde. Hierzu erklärt Mag. Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs: „Einem erfahrenen Fachpolitiker wie Thomas Waitz ist offenbar nicht bekannt, dass die EUDR nicht auf Holzimporte und ausländische Unternehmen begrenzt ist, sondern auch für die Holzernte, die Produktion und den Handel innerhalb der EU gilt. Die österreichische Forst- und Holzwirtschaft soll künftig bei jedem (!) Verarbeitungsschritt Nachweise erbringen, dass keine Entwaldung stattfindet, obwohl die Wälder in Österreich seit Jahrzehnten gesetzlich geschützt sind. Der gesamten Wertschöpfungskette Holz entstehen damit deutlich höhere Kosten durch zusätzliche Bürokratie. Kosten, die weder Mitbewerber auf dem Weltmarkt noch Hersteller von CO2- und energieintensiven Produkten treffen. Die in Österreich typischen kleinen und mittelständischen Betriebe der Forst- und Holzwirtschaft haben nicht die personellen Kapazitäten für diese zusätzliche Belastung.“

Kein positiver Effekt für Regenwälder durch Belastung der heimischen Wirtschaft

Zudem deutet Thomas Waitz an, dass Profitinteressen der Sägeindustrie und Großunternehmen in Österreich mit der Waldschädigung auf anderen Kontinenten zusammenhängen. Diesen Vorwurf weist der Obmann der österreichischen Holzindustrie entschieden zurück „Es ist unverantwortlich und populistisch, die Probleme in den Regenwäldern mit der heimischen Holzwirtschaft gleichzusetzen. Hier werden die Bürgerinnen und Bürger falsch informiert. Kein noch so großer bürokratischer Aufwand der EUDR durch heimische Forst- und Holzunternehmen wird einen positiven Effekt auf die Wälder anderer Kontinente haben“, betont Jöbstl und hebt hervor: „Unsere Unternehmen beziehen ihr Holz vorwiegend aus Österreich und angrenzenden Regionen der Nachbarländer. Entwaldung ist in Europa und in Österreich nachweislich kein Thema. Strenge Forstgesetze und verantwortungsbewusste Waldeigentümer sorgen dafür, dass unsere Wälder seit Jahrzehnten wachsen und klimafit entwickelt werden. Das grundlegende Problem der EUDR ist, dass sie gemessen am Bürokratieaufwand keinen Mehrwert bringt.“

Wichtige Fragen zur Umsetzung der EUDR unklar

Aus Sicht der Forst- und Holzwirtschaft sind nach wie vor wesentliche technische Umsetzungsfragen offen, obwohl dazu seit drei Jahren Stellungnahmen und Anfragen an die EU-Gesetzgeber eingereicht werden. Die Unternehmen können derzeit keine rechtssichere Umsetzung der EUDR leisten. Die EU Kommission ist nicht in der Lage, ihren eigenen Rechtsakt vollständig und praxistauglich auszugestalten, wie zum Beispiel die Risikobewertung einzelner Staaten. Fragen zur technischen Umsetzung werden von der EU Kommission seit längerer Zeit nicht beantwortet. Daher plädiert die Holzindustrie dafür, die Umsetzung der EUDR mindestens um 12 Monate zu verschieben. Die Zeit ist zu nutzen, um die EUDR inhaltlich neu und praxistauglich aufzusetzen und die Abläufe der Lieferketten und die betriebliche Praxis zu berücksichtigen.

Dialog für praxistaugliche Umsetzung

Wichtig ist nun der Austausch zwischen Politik und der Branche, um eine praxistaugliche Ausgestaltung zu erreichen. „Wir laden Herrn Waitz in einen unserer Mitgliedsbetriebe ein, um ihn zu informieren, wie Klimaschutz und Wirtschaft miteinander verbunden werden können anstatt gegeneinander ausgespielt zu werden“, so Jöbstl abschließend.

Quelle: Fachverband der Holzindustrie Österreichs / Stand: 16.07.2024